Zum 09. Februar 2021 stellen wir die Empfindlichkeitsprüfung von Bakterien auf das europäische Normensystem EUCAST (European Committee on Antimicrobial Susceptibility Testing) um. Die bisher angewendete Resistenztestung nach der amerikanischen CLSI-Norm (Clinical and Laboratory Standards Institute) wird damit abgelöst.
Die Kategorisierung der Empfindlichkeit ändert sich von „++/+/0“ zu „S/I/R“, von Seiten der Interpretation ändert sich die mittlere Kategorie „+/I“. Bisher wurde „+/I“ (intermediär) mit einer verminderten Empfindlichkeit des Erregers gegenüber einem Antibiotikum und einem unsicheren Therapierfolg assoziiert. Die Kategorie „I“ bedeutet jetzt „sensibel bei erhöhter Exposition“, d.h. die betreffende Substanz kommt für die Therapie in Betracht.
Die erhöhte Exposition kann erreicht werden durch
Eine erfolgreiche Therapie ist somit bei intermediärem Testergebnis bei Anwendung der aktuellen NAK-Dosierungsempfehlungen ebenso gut möglich wie bei sensiblem Testergebnis. Die vom Nationalen Antibiotikakomitee für Deutschland (NAK) empfohlenen Dosierungen sind unter folgendem Link einsehbar: www.nak-deutschland.org/dosierungstabellen.html.
Zur weiteren Dosierungshilfe wird die der Kategorisierung zugrundeliegende minimale Hemmkonzentrationen (MHK in mg/L) auf den Befunden dargestellt.
Neue Definitionen für Bewertung von Antibiogrammen:
Bisher | Ab Februar 2021 |
„++“ – sensibel, Therapieerfolg wahrscheinlich | „S” – sensibel bei Standardexposition, Therapieerfolg bei Standardexposition wahrscheinlich |
„+“ – intermediär, Therapieerfolg unsicher | „I“ – sensibel bei erhöhter Exposition, Therapierfolg bei erhöhter Exposition wahrscheinlich |
„0“ – resistent, Therapieversagen wahrscheinlich | „R” – resistent Therapieversagen auch bei erhöhter Exposition wahrscheinlich |
Einzelne Erreger und Antibiotika, bei denen eine erhöhte Exposition notwendig ist, werden zukünftig immer als „I“ berichtet, um einen klaren Hinweis auf die Notwendigkeit einer Hochdosis zu geben. Das betrifft zum Beispiel:
Erreger | Antibiotika |
Enterobacterales | Cefuroxim |
Proteus spp., Providentia spp., Morganella morganii | Imipenem |
Pseudomonas spp. | Piperacillin±Tazobactam, Ceftazidim, Cefepim, Imipenem, Levofloxacin und Ciprofloxacin |
Acinetobacter baumanii | Ciprofloxacin |
Stenotrophomonas maltophilia | Trimethoprim-Sulfamethoxazol |
Staphylococcus aureus | Ciprofloxacin, Levofloxacin |
Streptococcus pneumoniae | Levofloxacin |
hämolysierende Streptokokken | Levofloxacin |
Beispiele:
Proteus mirabilis, Wildtyp
Antibiotikum | bisher | ab 2021 |
Ampicillin | ++ | S |
Piperacillin-Tazobactam | ++ | S |
Imipenem | ++ | I |
Meropenem | ++ | S |
Gentamicin | ++ | S |
Ciprofloxacin | ++ | S |
Trimethoprim-Sulfamethoxazol | ++ | S |
Pseudomonas aeruginosa, Wildtyp
Antibiotikum | bisher | ab 2021 |
Piperacillin-Tazobactam | ++ | I |
Imipenem | ++ | I |
Meropenem | ++ | S |
Ceftazidim | ++ | I |
Ceftazidim-Avibactam | ++ | S |
Ciprofloxacin | ++ | I |
Bei Pseudomonas aeruginosa ist besondere Aufmerksamkeit erforderlich, um eine unnötige Verordnung von Meropenem und Ceftazidim-Avibactam zu vermeiden.
Bei EUCAST nicht gelistete bzw. nicht empfohlene Antibiotika-Keim-Kombinationen können gegebenenfalls fehlen. Dies trifft in der Regel auf Substanzen zu, deren therapeutische Wirksamkeit bei den jeweiligen Erregern nicht belegt ist. Dies betrifft zum Beispiel Makrolide bei Hämophilus spp., ß-Laktam-Antibiotika beiAcinetobacter spp. undStenotrophomonas maltophilia.
Beispiel:
Acinetobacter baumannii,Wildtyp
Antibiotikum | bisher | ab 2021 |
Ampicillin | 0 |
|
Ampicillin/Sulbactam | ++ |
|
Piperacillin | 0 |
|
Piperacillin/Tazobactam | ++ |
|
Cefuroxim | 0 |
|
Cefpodoxim | 0 |
|
Ceftriaxon | 0 |
|
Imipenem | ++ | S |
Meropenem | ++ | S |
Gentamicin | ++ | S |
Ciprofloxacin | ++ | I |
Trimethoprim-Sulfamethoxazol | ++ | S |
Aufgrund der Kategorie „I“ ändert sich nach den aktuellen Empfehlungen der KRINKO (Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention) auch die MRGN-Klassifikation: in Zukunft sind für die Eingruppierung der Erreger in 3MRGN und 4MRGN nur noch die resistent gemessenen Antibiotika („R“) relevant, nicht mehr die Kategorie „I“.
Für Rückfragen stehen Ihnen unsere Fachärzte für Mikrobiologie (Tel. 08031-8005 61) gerne zur Verfügung.
Ihr Team der Mikrobiologie des Medizinischen Labors Rosenheim